Die folgenden fünf wesentliche Bausteine kennzeichnen ein konstruktives kritisches Feedback. Bedenken Sie aber im Vorfeld immer, Ihre Kritik ist ein Angebot an Ihr Gegenüber. Keineswegs entsteht aus Ihrer Kritik eine Garantie oder ein Anspruch auf eine Verhaltensänderung. Die Entscheidung, ihr Feedback als eine Chance anzunehmen, obliegt in jedem Fall dem Kritisierten selber.
Konkrete Kritik
Kritisieren Sie immer nur ein bestimmtes Verhalten („Die Art und Weise, wie Sie mit dem Kunden gesprochen haben…“) – und niemals die ganze Person („Sie sind…“) Achten Sie dabei darauf, dass Sie die beobachtbaren Handlungen so konkret wie möglich beschreiben. Vermeiden Sie Pauschalierungen oder „leere“ Vorwürfe, mit denen der Kritisierte wenig anfangen kann. Die präzise Beschreibung ist einerseits wichtig, damit Ihr Gegenüber Sie auch wirklich versteht und damit er prüfen und abschätzen kann, ob er Ihnen in Ihrer Kritik folgen und sein Verhalten verändern möchte. Versuchen Sie sich in die Rolle eines zuhörenden Dritten hineinzuversetzen. Könnte er Ihren Ausführungen folgen, auch wenn er die Situation nicht beobachtet hat?
Warten Sie mit Ihrer Kritik nicht zu lange, denn je länger das von Ihnen kritisierte Verhalten zurückliegt desto weniger genau können sowohl Sie als auch Ihr Gegenüber sich an die Situation erinnern. Daneben wirken sich unausgesprochene Kritikpunkte oft negativ in zwischenmenschlichen Beziehungen aus.
Zielgerichtete (lösungsorientierte) Kritik
Als Kritikgeber sind Sie interessiert daran, dass Ihr Gegenüber Ihre Kritik als Chancezur Veränderung versteht. Das kann er immer dann am besten, wenn Sie nicht nur kritisieren, sondern gemeinsam nach Möglichkeiten, nach einem geeigneteren Verhalten suchen. Fehler stellen eine Chance dar, aus denen wir lernen und an denen wir wachsen können. Das bedeutet auch, dass wir Kritik benötigen, denn durch die Sichtweisen und Perspektiven anderer können wir erfahren, wo unsere Entwicklungspotenziale liegen.
Wertschätzende Kritik
Kennen Sie schon den Feedback-Burger? Stellen Sie sich einen Burger vor: oben eine Brötchenhälfte, unten eine Brötchenhälfte und dazwischen Frikadelle, Gurken und Käse. Die Brötchenhälften sind die wertschätzenden, positiven Worte, die Sie dem zu Kritisierenden mitgeben. Ihr Feedback kann immer dann gut aufgenommen werden, wenn Ihr Gegenüber den Eindruck hat, dass sich nicht ein Schwall an Kritik über ihn ergießt, sondern dass Sie ihn als Person akzeptieren und achten. Neben dieser positiven „Pufferzone“ sollten Sie auch beim dargebotenen Feedback darauf achten, offensichtliche oder versteckte verletzende Bemerkungen zu vermeiden. Sicher kennen Sie das von sich selber – in dem Moment, wo wir durch Kritik verletzt werden, schotten wir uns ab, machen wir „dicht“, um unsere Selbstwertgefühl zu schützen.
Realistische Kritik
Überlegen Sie sich im Vorfeld Ihres Feedbacks, was Ihr Gegenüber wirklich ändern kann! Es wäre bei mir (und vielen anderen Menschen auch) beispielsweise sehr unrealistisch, vorzuwerfen, dass ich nicht so schnell laufe, nicht so hoch oder weit springe oder die Kugel nicht so weit werfe, wie die „gewöhnliche“ Welt- und Europameister tun.
Wenn Sie den zu Kritisierenden kennen, dann können Sie seine Stärken und Schwächen einschätzen und abwägen, welche Veränderungen realistisch sind. Denken Sie dabei daran, dass jeder Mensch einzigartig ist und ein Recht auf seine ganz individuelle Herangehensweise hat.
Gewollte Kritik
Ganz besonders wichtig und so häufig übersehen: Holen Sie sich einen Auftrag oder zumindest das Einverständnis zum Kritisieren ab. Nur wenn Ihr Gegenüber sich darauf einstellen, sich für Ihre Meinung öffnen kann, nur wenn er aufnahmefähig ist, hat es überhaupt Sinn Kritik zu üben. Fragen Sie nach, ob Ihr Feedback erwünscht ist.
Zusammengefasst:
Denken Sie bei Ihrem Feedback daran, dass auch Ihre Sichtweise nicht objektiv sein kann. Ihre Meinung ist geprägt von Ihre Erlebnissen, Ihren Erwartungen und Ihre Erfahrungen. Begründen Sie immer, warum das gezeigte Verhalten in Ihren Augen kritikwürdig ist. Das können Sie am sinnvollsten, wenn Sie in Ich-Botschaften sprechen, Ihrem Gegenüber steht es so frei, die von Ihnen vorgebrachte Kritik anzunehmen oder nicht.
„Ich finde, …“
„Ich denke, …“
„Ich bin der Ansicht, …“
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