Der Virus als körperliche Bedrohung
Tag für Tag hören wir das Wort „Corona“. Und auch die ergriffenen Maßnahmen, die tief in unsere Selbstbestimmung eingreifen, verleihen dem Virus Macht und ein großes Bedrohungspotenzial. Das kann bei einigen Menschen zu starken, übertriebenen Ängsten führen. Sie fangen an, in sich reinzuhören, sich intensiv zu beobachten. Klingt der Husten noch normal? Ist meine Stirn heiß? Habe ich Atemschwierigkeiten? Andere Menschen machen sich weniger Sorgen um sich selbst, aber sie entwickeln große Sorgen, dass sich Angehörige oder Freunde anstecken könnten.
Aus psychologischer Sicht sind Angst und Sorgen erstmal nichts Schlimmes. Ganz im Gegenteil, gerade in Zeiten einer realen Bedrohung sind sie oft sinnvoll und gesund – weil sie uns davor bewahren, unnötige Risiken einzugehen. Wenn Angst und Sorgen allerdings unseren gesamten Tagesablauf bestimmen, dann kann dies weitreichende negative Folgen haben und zu Angststörungen und/ oder Depressionen führen.
Corona als soziale und psychische Bedrohung
Neben der körperlichen gibt es noch die soziale Bedrohung. Mit dem Begriff „soziale Bedrohung“ wird die wirtschaftliche Situation beschrieben, die vor allem für Mittelständler, Selbstständige oder auch Freiberufler zu tiefen Einschnitten geführt hat. Sie müssen mit erheblichen Verlusten rechnen oder ganz um die Weiterführung ihres Geschäftes bangen.
Corona als psychische Bedrohung
Und nicht zuletzt kommt dann noch die psychische Bedrohung dazu. Menschen brauchen einen geregelten Tagesablauf, der uns Struktur und Sinnhaftigkeit bietet. Darüber hinaus benötigen Menschen ein ausreichendes Maß an sozialen Kontakten. Wenn diese nicht mehr realisiert werden können, sind Stimmungsschwankungen oft nur die ersten Anzeichen dafür, das etwas nicht stimmt. Das Gefühl für den „normalen“ Tagesrhythmus geht verloren. Und die eigene Wahrnehmung verändert sich: Emotionen, die unverständlich sind, wie Angst, Depression und Aggression tauchen auf.
Auch für psychisch stabile Menschen ist diese Extremsituation anstrengend, der Mensch muss sich vollständig neu an ein Umfeld anpassen, das sich zudem ständig verändert – und leider nicht in Richtung „gut“. Stattdessen ergeben sich gefühlt immer mehr einschränkende Regelungen.
Durch die viele Zeit, die wir jetzt zur Verfügung haben, können wir noch viel intensiver über die Situation nachzudenken – sinnieren – grübeln. Dabei lässt sich oft ein spiralförmiger Verlauf erkennen: über schlechte Stimmung und Grübelei bis hin Einsamkeitsgefühle und Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit. Und noch etwas kommt dazu: die Ungewissheit, wie lange wir so eingeschränkt leben müssen. Gerade für Menschen, die Gewissheit und Vorhersehbarkeit brauchen, ist diese Ungewissheit ein zusätzlicher Stressfaktor.
Neben Stress und Depressionen verstärken sich in solch psychisch sehr belastenden Zeiten auch die Suchttendenzen bei vielen Menschen. Sie trinken mehr Alkohol, rauchen mehr oder essen, um sich zu entspannen.
Raus aus der depressiven Stimmung
Wichtig ist es, die eigenen bekannten Routinen wiederzufinden. Bleiben Sie also nicht liegen, sondern stehen Sie auf, frühstücken Sie ausgiebig und nutzen Sie die „gewonnene“ Zeit, um längst vergessene Hobbies wieder aufleben zu lassen, lesen Sie endlich die Bücher, die Sie sich zwischendurch gekauft haben aber keine Zeit hatten, sie zu lesen, gehen Sie spazieren oder – wer es mag – nutzen Sie die Zeit zum Sport treiben. Und halten Sie Ihre sozialen Kontakte aufrecht. Zum Glück leben wir in einer Zeit, in der es über den direkten Kontakt hinaus viele verschiedenen Möglichkeiten gibt, in Kontakt zu bleiben: telefonieren, soziale Medien, Videochats.
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